Seelenheil kann man nicht kaufen
von Danielle Engelberg-Spera
Wenn man Meinungen zum Thema „Spiritualität“ einholt, dann fallen oft Begriffe wie Esoterik, mystische Erfahrungen, New Age, Lebenshilfe, alternative Heilkunde etc. – Heilsversprechungen im Sonderangebot. Dem entgegnet die Künstlerin Zenita Komad: Spirituality is not Shopping – Seelenheil kann man nicht kaufen, oberflächliche Spiritualität ist nicht möglich.
Zenita Komad hat sich dem Thema „Spiritualität“ in all seinen Facetten angenähert und bietet dem Betrachter in ihren faszinierenden Zeichnungen, Collagen und Texten eine umfangreiche Anregung zur Innenschau. Eine Empfehlung, sich mit der eigenen Existenz und Verwirklichung im Leben auseinanderzusetzen.
Ein eigenes Kapitel stellt der Bezugsrahmen zwischen Judentum und Spiritualität dar. Das Judentum ist reich an Meinungen und räumt dem Fragen besondere Bedeutung ein: Was ist jüdische Spiritualität, gibt es sie über- haupt, wenn ja, was hat das mit mir zu tun? Jedenfalls fallen der Chassidismus, die fast ekstatische Freude am Lernen, an der Religion, der Tradition, das Geschichtenerzählen, der Gesang oder die Kabbala in den Bereich jüdischer Spiritualität. Zenita Komad stellt Spiritualität auch mit dem Willen zur Transformation in Zusammenhang. Für das Museum Judenplatz hat sie eine umfangreiche Serie von Zeichnungen, ein Orakel und Zahlenkombinationen kreiert, an einem der wichtigsten Plätze in der Geschichte der Wiener Juden. Auf dem Judenplatz liegen die mittelalterlichen Wurzeln des Wiener Judentums. Dieser Platz, damals Schulhof genannt, war für eineinhalb Jahrhunderte das Herzstück der jüdischen Gemeinde, eine Wirkungsstätte religiöser Autoritäten und ein Zentrum jüdischen Wissens. Eine der größten Synagogen dominierte den Platz und seine Umgebung. Hier lebte eine blühende Gemeinde, weit über die Grenzen des Landes bekannt, die schließlich mit der Vertreibung und Ermordung aller Mitglieder im Jahr 1421 ein tragisches Ende fand. Es dauerte Generationen, bis sich Juden wieder in Wien ansiedelten. Heute beherbergt der Platz das Lessing-Denkmal in Erinnerung an den wichtigen Aufklärer, das Schoah-Mahnmal von Rachel Whiteread, aber vor allem eine sehr aktive jüdische Gemeinde mit einer Synagoge und einem Kinder- und Jugendclub. Die Fundamente der mittelalterlichen Synagoge, die Ende der 1990er Jahre entdeckt wurden, legen Zeugnis von der Geschichte dieses Platzes ab.
Ein spiritueller Ort, der enorme Intensität ausstrahlt und nun durch die Arbeit von Zenita Komad neu gedeutet wird. Rebekka Hagg und Markus Mittringer haben gemeinsam mit Zenita Komad Orakelsprüche erarbeitet. Rebekka Hagg hat ein Gedicht verfasst und filmisch umgesetzt. Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg hat diesem Diskussionsprozess seine bereichernde Note hinzugefügt.
Die positive Innen- und Außenschau ist dieser Ausstellung immanent. Nur einer der unzähligen wichtigen Grundsätze sei genannt: Liebe Deine Feinde, sie geben Dir die Möglichkeit zu lernen.